Bereits vor 30 Jahren wurde das Thema Inklusion am GSW praktiziert, denn da wurde das Projekt „Minteinander – Füreinander“ vom Lehrer Wolfgang Henkel ins Leben gerufen.

Im Jahr 1989 wurde das Projekt „Miteinander – füreinander“ von Wolfgang Henkel ins Leben gerufen. Und auch drei Jahrzehnte nach dem Start ist Rollstuhlsport fester Bestandteil des Schullebens am Gymnasium Schloss Wittgenstein. Ab 1989 hospitierten Schülerinnen und Schüler der Klassen 9 und 10 in der Schlossbergklinik. Sie absolvierten dort Rollstuhl-Training mit Schlaganfall-, Parkinson- und MS-Patienten – ein von Grund auf integratives Projekt im Sinne sozialen Lernens mit dem Ziel eines Perspektivwechsels. Sich in die Situation von Menschen mit Behinderung hineinversetzen, Vorurteile abbauen, Schwellenängste überwinden, Verständnis gewinnen, Denkanstöße liefern: Darauf kam und kommt es an. Aus den Erfahrungen, die die Projektbeteiligten im „Rolli“ gemacht haben, folgten bereits praktische Überlegungen zum Thema Barrierefreiheit in Bad Laasphe. Diese Überlegungen mündeten 1997 in die Erstellung eines Stadtführers für Behinderte. Schüler, Patienten der Schlossbergklinik und die Stadtverwaltung Bad Laasphe arbeiteten dabei intensiv zusammen.

Mehr als 20 Jahre lang brachte die Kooperation zwischen dem GSW und der Schlossbergklinik Begegnungen und einen intensiven Austausch zwischen Schülern und Patienten hervor. Die Schließung der Schlossbergklinik im Jahr 2011 bedeutete einen Einschnitt für das Projekt, aber keineswegs dessen Ende. Am hohen Stellenwert des Rollstuhlsports im Schulleben hat sich nichts geändert. Dank der Unterstützung zahlreicher Sponsoren ist der Bestand an Rollstühlen in der unteren Turnhalle im Laufe der Zeit immer weiter gewachsen. Die „Rolli-AG“ besteht fort, zudem hat der Rollstuhlsport Jahr für Jahr seinen Platz im Programm der Gesundheitstage für die 8. Klassen. Und in der Rollstuhlsport-Gemeinschaft Schloss Wittgenstein, die 2009 als Abteilung des Turn- und Sportvereins Schloss Wittgenstein gegründet wurde, haben auch nach der Schließung der Laaspher Kliniken Menschen mit und ohne Handicap die Möglichkeit, gemeinsam Sport zu machen. Man trifft sich mittwochabends in der unteren Turnhalle zum Rollstuhlbasketball. Schülerinnen und Schüler trainieren gemeinsam mit weiteren Rollstuhlsportbegeisterten aus Wittgenstein und dem angrenzenden Hessen.

Dabei kommt das gleiche inklusive Konzept zum Tragen wie bei den früheren Hospitationen in der Schlossbergklinik: Einige der Aktiven in der RSG sind im Alltag auf den Rollstuhl angewiesen, andere haben keine Einschränkungen in ihrer Mobilität. Im Rollstuhlsport macht es keinen Unterschied, ob jemand gehandicapt ist oder nicht. Dadurch verändern sich die Kategorien, in denen Menschen einander wahrnehmen. Wegen der vergleichsweise großen Entfernungen zu den Wettkämpfen hat die RSG Schloss Wittgenstein bisher noch nicht am Ligabetrieb teilgenommen. Eine Unbekannte ist sie im Wettkampfbetrieb dennoch nicht: 2011 wurde ein Kooperationsabkommen mit dem Rollstuhlbasketball-Bundesligisten RSV Lahn Dill unterzeichnet. Profis des RSV waren seitdem mehrfach in der Schloss-Turnhalle zu Gast, hier wurde gemeinsam trainiert und Freundschaftsspiele wurden bestritten.

Mitglieder der RSG sind wiederum regelmäßig als Fans bei den Spielen der Wetzlarer präsent. Inzwischen besteht auch ein reger freundschaftlicher Kontakt zur Rollstuhlbasketball-Abteilung des TSV Bigge-Olsberg, die dem gleichen inklusiven Konzept folgt wie die RSG Schloss Wittgenstein. Im Dezember vergangenen Jahres fand zwischen beiden Teams ein erstes Freundschaftsspiel in der unteren Turnhalle statt. Im März statteten wir den Hochsauerländern einen Gegenbesuch ab. Diese Begegnungen wollen wir fortsetzen. Die noch recht junge Freundschaft zum TSV Bigge-Olsberg beweist sehr schön, dass im Rollstuhlsport auf Schloss Wittgenstein auch nach 30 Jahren immer noch eine Steigerung möglich ist.

1989

 

 

 

Start als integratives Modell in Kooperation mit der Schlossbergklinik Wittgenstein in Bad Laasphe, einer MS- und Parkinsonklinik, dem Landesverband NRW und der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG).

Ziele:

  • Gelebte Inklusion an der Schule und Vermittlung eines besseren Verständnisses im Umgang mit behinderten Menschen.
  • Hospitationen von Schülern in der Schlossbergklinik und gemeinsames Rollstuhl-Training mit MS- und Parkinson-Patienten.

1994

 

Gründung der Rollstuhl-Sport-AG.

Die AG ist bis heute fester Bestandteil bei Sportfesten und Schulveranstaltungen des GSW.

1997

 

Wahl des Gymnasiums in einem bundesweiten Wettbewerb zur „Schule des Jahres“.

1999

 

Auszeichnung durch die DMSG.

Bundessieger eines mit 10 000 DM dotierten Wettbewerbs der DMSG für „Herausragende Aktivitäten und beispielhaftes Vorgehen im Bereich Hilfe und Selbsthilfe“.

2000

 

Präsentation des Projektes auf der Expo in Hannover, Auszeichnung mit dem Titel „Expo-Schule“.

2009

 

Gründung der Rollstuhlsport-Gemeinschaft (RSG) bis Schloss Wittgenstein.

2019

 

Seit einigen Jahren gemeinsames Training und regelmäßige Freundschaftsspiele mit den Profis vom Rollstuhlbasketball-Bundesligisten RSV Lahn-Dill.

Bundesweit sind viele Kontakte zwischen Schülern und Rollstuhlfahrern entstanden.

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